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DDeRleben – Ausbildung

Collage mit DDR Flagge, Buch, Halstuch und einem Spielzeug Trabant

13. Dezember 2022

Artikel von: Melina

Kategorie: Heimat, Kultur, Leben, Politik

Hast du dich schonmal gefragt, wie man in der DDR gelebt hat? Ich hatte immer das Gefühl, dass dieses Thema in der Schule zum Teil sehr einseitig betrachtet wurde, vor allem weil ich schon früh viel über das Leben damals gehört habe. Durch meine Familie habe ich gelernt, dass die Menschen, die in der DDR lebten, diese nicht unbedingt als schlecht empfunden haben.

Ich möchte dir ein paar Geschichten von meinen Verwandten erzählen, vielleicht lernst du ja eine neue Seite der DDR kennen. In diesem Beitrag soll es um das Thema Ausbildung gehen.

Was steht auf der Liste?

Meine Oma hat mir erzählt, wie sie an ihre Ausbildung zur Fernmeldetechnikerin gekommen ist. Eigentlich wollte sie etwas anderes machen und hatte sich bei einem Unternehmen in ihrer Nähe beworben. Leider hat sie diesen Ausbildungsplatz nicht bekommen. Damals gab es zwar für jeden einen Platz, aber natürlich waren die Plätze in den einzelen Arbeitsfeldern stark limitiert. In Zeiten vor dem Internet konnte man natürlich nicht einfach nach freien Jobs suchen. Auf dem Arbeitsamt hingen damals kurz vor Ausbildungsbeginn Listen aus, auf denen alle noch freien Plätze aufgelistet waren. Dort hat meine Oma sich dann für die Ausbildung zur Fernmeldetechnikerin entschieden. Das erschien ihr die beste Wahl und sie hat ihren Job gerne gemacht.

Auch damals gab es die Möglichkeit zu studieren. Die beiden Brüder meiner Oma haben sich dafür entschieden. Das zu tun, war aber gar nicht so einfach! Um studieren zu können, brauchte man auch damals ein Abitur. Das bekam man nur, wenn man die Erweiterte Oberschule abgeschlossen hat. Nur ein kleiner Teil der Schüler durfte nach dem allgemeinen Schulabschluss auf diese Schule wechseln. Ob man an der Erweiterten Oberschule angenommen wurde, hing stark von den schulischen Leistungen, aber auch von der politischen Einstellung der Eltern ab. Auch die Studienplätze waren stark limitiert und es gab jedes Jahr nur so viele Plätze wie auf dem Arbeitsmarkt benötigt wurden. Und auch hier spielt die politische Einstellung eine große Rolle. Generell gilt, dass nur parteitreue Bürger an die Universität zuglassen wurden.

Diese Art von Auswahlverfahren wäre bei uns heute nicht mehr möglich, aber damals war sowas ganz normal.

10 junge Frauen in einem Zimmer!

Die Ausbildung meiner Oma fand für alle Auszubildenden in Erfurt statt. Für meine Oma war das schon ziemlich weit weg von Zuhause und sie hatte schon etwas Heimweh als sie dort war. Sie hat dort in einem Wohnheimzimmer gewohnt. Zusammen mit 9 anderen jungen Frauen, die auch die Ausbildung zur Fernmeldetechnikerin machten! Stellt euch das mal vor: 10 Personen in einem Zimmer und das über die gesamte Zeit der Ausbildung! Da gab es nicht viel Platz oder Privatsphäre und natürlich auch eine Menge Spannungen. Aber man hatte natürlich auch gleich potentielle Freunde. Ich habe so einige Geschichten aus diesem Wohnheimzimmer gehört. Zum Beispiel hat eine junge Frau sich immer von allen abgekapselt und stattdessen jede freie Minute mit Stricken verbracht. Oder einen riesen Streit zwischen vier Mitbewohnerinnen, der sich über mehrere Wochen gezogen und für reichlich schlechte Stimmung gesorgt hat. Trotz der unvermeidbaren Spannungen erzählt mir meine Oma oft, dass sie die Gemeinschaft sehr geschätzt hat. Denn es ist nie langweilig geworden und so hat sie sich etwas von ihrem Heimweh ablenken können.

Für mich ist es schwer vorstellbar, über längere Zeit mit 9 Anderen in einem Zimmer zu wohnen, aber meine Oma hat sich an die Situation gewöhnt und sich damit arrangiert.

So lernt man sich bestimmt kennen…

Als ich meiner Oma einmal von den verschiedenen Schullandheim-Ausflügen in meiner Schullzeit erzählt habe, hat sie mir im Gegenzug von einem Zeltlager erzählt, dass sie zu Beginn ihrer Ausbildung hatte. Für mich hat sich das eher weniger nach einer spaßigen Möglichkeit, seine neuen Klassenkameraden kennzulernen, angehört, sondern mehr nach einer Militär-Übung! Denn es wurde dort jeden Tag mehrere Stunden marschiert und täglich gab es Fahnenappelle. Die Männer haben auch gelernt mit Waffen umzugehen und hatten viele Schießübungen. Die Frauen hatten so genanntes „Rotes Kreuz Training“ – das war eingentlich nur ein ausgedehnter Erste-Hilfe-Kurs. Unter anderem hat meine Oma dort auch gelernt, Schusswunden zu versorgen. Abends soll es dann aber auch Zeit zum feiern und Spaß haben gegeben haben und meine Oma hat überwiegend positive Erinnerungen an dieses Zeltlager.

Ich weiß nicht so recht, was ich von diesem „Zeltlager“ halten soll, da es schon eine ziemlich befremdliche Vorstellung ist, verpflichtend diesen militärischen Drill mitzumachen.

Meine Oma hat wie gesagt viele gute Erinnerungen an ihre Ausbildung, aber ich finde, dass man bei diesem Thema schon merkt wie sehr die Regierung damals das Leben der Menschen beeinflusst und kontrolliert hat. Deswegen bin ich sehr froh heute zu Ieben und mir meinen Studiengang und Studienort selber aussuchen zu können.

Dieser Artikel ist Teil der Serie „DDerLeben“ von aROund Redakteurin Melina. Schau dir auch die anderen Beiträge dazu an!

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